Sonntag, 06. September 2015

Das regionale Fernsehen beim Interview mit dem Vorsitzenden Eckard Radke

Wer den Bayerischen Imkertag am 5. und 6. September in Aschaffenburg nicht besucht hat, der hat etwas verpasst. Dr. Michael Stegmann, sein Team vom Kreisverband Imker Aschaffenburg und Peter Maske als Vorsitzender des Bezirks Imker Unterfranken haben Neues gewagt und ein reichhaltiges Programm auf die Beine gestellt.

Bewährt hat sich die klare Trennung von Vertreterversammlung am Samstag und Imkertag mit Ausstellung, Vorträgen und Workshops am Sonntag. So konnten sich die Vertreter ganz auf die Versammlung konzentrieren und den Sonntag als Fest für Begegnung und Informationsaustausch genießen.

Neu war die räumliche Trennung von Vorträgen und Workshops und der Gastronomie im Foyer der Festhalle. Viele ältere Teilnehmer und Träger von Hörgeräten begrüßten diese Regelung, da bei gleichzeitiger Bedienung am Tisch Nebengespräche, Bestellungen und Geschirrklappern oft das Hören erschweren oder gar unmöglich machen.

Honigkönigin Sabrina I.

Am Sonntag eröffnete der Landesvorsitzende Eckard Radke nach einer ökumenischen Andacht den Festtag. Nach dem Grußwort des Schirmherrn Oberbürgermeister Klaus Herzog überreichte Honigkönigin Franziska I. die Krone an ihre Nachfolgerin Sabrina I. aus dem Berchtesgadener Land. In ihrer Begrüßung zitierte sie Gustav Mahler: „Tradition ist nicht Anbetung der Asche, sondern Weitergabe des Feuers.“ In diesem Sinne möchte sie in ihrer Amtszeit die Interessen von Bienen und Imkern vertreten. Nach der Inthronisation standen fünf hochkarätige Vorträge auf dem Programm.

Auf dem Bayerischen Imkertag wurde die neue Bayerische Honigkönigin Sabrina Moriggl (2. v.r.) inthronisiert. Die aus dem Berchtesgadener Land stammende Imkerin erlernte das Imkern am Lehrbienenstand Freilassing

Hohe Ehrungen

Foto: LVBI

Manfred Hofmeister erhielt als Dank für seine langjährige Tätigkeit als Kreisvorsitzender, 15 Jahre als Kassenprüfer für den LVBI und für seinen Einsatz im Bienenzuchtverein München und für den Lehrbienenstand Hochmutting von Eckard Radke ein Zeidlermännchen.

Auf dem Bild von links nach rechts: Eckard Radke, Theodor Günthner, Dr. Stefan Berg, Hans Bernhard Witt, Artur Löffler, Willi Kempf, Richard Hessler, Egon Rohe, Adolf Rüth, Wilhelm Breitenbach, Sabrina Moriggl

Auf dem Bayerischen Imkertag wurden Imker für Ihre Leistungen für Zucht, Vereine und Nachwuchs geehrt. Die Auszeichnung übernahm als erste Amtshandlung Honigkönigin Sabrina I.

Wilhelm Breitenbach - Verdienstnadel in Bronze
Egon Rohe - Verdienstnadel in Silber
Adolf Rüth - Verdienstnadel in Gold
Richard Hessler - Verdienstnadel in Gold
Willi Kempf  - Verdienstnadel in Gold und Auszeichnung vom D.I.B für 62 Jahre Mitgliedschaft
Artur Löffler - Zandermedaille in Silber
Hans Berhard Witt erhielt als Auszeichnung vom Staatsministerium die Züchtermedaille mit Urkunde in Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen für die Zucht. Die Laudatio für Hans Bernhard Witt hielt Dr. Stefan Berg vom Fachzentrum Bienen Veitshöchheim.

Zu den Auszeichnungen gratulierten der Vorsitzende Eckard Radke und Zuchtobmann Theodor Güntner.

Vorträge für Fachpublikum und Besucher

"Flüssiges Gold - Honig ist Lebenssaft" ist der Titel eines von vier neuen Roll-ups, die der LVBI auf dem Imkertag präsentierte.

In seinem Referat „Ökonomie und Ökologie in der Imkerei“ schlug Dr. Werner Mühlen den Bogen zwischen einer ökologisch ausgerichteten Imkerei und moderner Honigproduktion und Vermarktung. Die ökologische Bedeutung der Honigbiene sei unbestritten. Vor diesem Hintergrund erfahre die Imkerei eine privilegierte Stellung in der Gesellschaft und die Imkerschaft fordere vielfältige Unterstützung. Sicherlich sei es löblich, aus ökologischen Gesichtspunkten Bienen zu halten, vorausgesetzt, der Imker verfüge über genügend Fachwissen, um die Gesundheit seiner eigenen Bienen und der Bienenvölker in seiner Umgebung nicht zu gefährden. Doch auch eine auf Gewinn ausgerichtete Imkerei könne zur ökologischen Vielfalt einer Region beitragen. Die Übergänge von der Hobbyimkerei über Nebenerwerb bis hin zum Wanderimker oder Bestäubungsimker seien fließend.

Der Landwirt und Imker Dieter Skoetsch stellte in seinem Vortrag „Imkerei und moderne Landwirtschaft – kein Widerspruch“ Vorteile, Entwicklungen und gegenseitige Abhängigkeiten vor.  Die Entwicklungen in der modernen Landwirtschaft, wo Pflanzenschutzmittel nur nach Überschreitung von Schadschwellen zum Einsatz kommen und dabei mit High-Tech-Geräten, die in verschiedene Blattetagen spritzen können, ausgebracht werden, lasse auf ein besseres Verständnis für die Belange der Imkerei hoffen. Es lohne sich, die beiden Interessengruppen, Landwirte und Imker, zusammenzubringen und somit mehr Verständnis füreinander zu entwickeln.

„Sind die Hoffnungen auf alternative Energiepflanzen als Pollennahrung im Spätsommer berechtigt?“ Diese Frage bewegte viele Zuhörer des Vortrags von Dr. Mandy Fritz vom Technologie- und Förderzentrum in Straubing. Detailliert verglich sie Blühzeiten, Nutzen für Bienen und Energiegewinnung von Mais, Sorghum, Sonnenblumen, durchwachsener Silphie, Buchweizen und verschiedenen Mischungen. Ihre Schlussfolgerung: Hoffnungen sind berechtigt, aber nicht in Kürze erfüllbar. Alternative Energiepflanzen können das Landschaftsbild und das Blütenangebot im Spätsommer bereichern, jedoch ist der Ertrag noch zu niedrig, der Arbeitsaufwand teilweise zu hoch und es gibt noch viel Forschungsbedarf.

Was ein Profi kann, das kann auch ein Hobby-Imker umsetzen, um mit Freude und erfolgreich zu imkern, so das Fazit aus dem Vortrag von Imkermeisterin Dorothea Heiser aus. Mit vielen Bildern und praktischen Hinweisen gab Frau Heiser Einblicke in die Betriebsabläufe ihres Familienbetriebs mit durchschnittlich 230 Wirtschaftsvölkern. Das Erfolgsrezept ihrer Berufsimkerei sei kein Geheimnis, sondern das Ergebnis einer durchdachten Planung und konsequenten Umsetzung als deren Ergebnis ein „Arbeiten im Rhythmus der Natur“ möglich ist. In ihrem Referat präsentierte die junge Imkerin, die ihre Ausbildung am Bieneninstitut Celle absolvierte und nach einem Praxisjahr in einer italienischen Großimkerei 2009 mit dem Meistertitel abschloss, die zwei Säulen des Familienbetriebs. Mit einer Standimkerei und Direktvermarktung setzt der Betrieb auf hohe Qualität, Transparenz und Regionalität. Die Direktvermarktung an Stammkunden sichert der Imkerei durch vergleichsweise hohe Preise finanzielle Freiräume. Überzeugend, auch für Laien, das klare Konzept für die anfallenden Arbeiten. Von Oktober bis Februar konzentriert sich die Familie auf die Vermarktung, die Monate März bis September sind der Produktion gewidmet. Alle anfallenden Arbeiten der Saison von der Schwarmzeit bis zur Honigernte und Nachsommerpflege mit Varroabehandlung und Auffütterung präsentierte Imkermeisterin Dorothea Heiser mit vielen Einzelheiten und praktischen Tipps und beantwortete abschließend Fragen aus dem Publikum.

Therapie mit Bienenprodukten – was wirklich hilft“ lautete der Titel des Vortrags von Dr. med Werner Winter. Der erfahrene Allgemeinmediziner aus Seligenstadt setzt ergänzend zur Schulmedizin apitherapeutische Produkte in seiner Praxis ein. So zum Beispiel Lindenhonig bei Erkältungskrankheiten, Kleehonig bei Rheuma und Gicht, MediHoney auf Basis von Manuka-Honig zur Wundbehandlung und Propolis als antimykotisches, antivirales und antibakterielles Mittel. Die vorgestellten Anwendungen seien oft schon in der Volksmedizin bekannt und inzwischen größtenteils durch Studien gestützt. Einzig die Therapie mit Bienenstockluft sei noch nicht wissenschaftlich erforscht.

Workshops

Der Workshop von Frau Dr. Annette Schroeder – Kosmetik mit Bienenprodukten – hat sehr guten Zuspruch gefunden. Aufgrund der großen Teilnehmerzahl (ca. 35) wurde die Herstellung der Salben etc. nur vorgeführt und es konnte nicht selbst gearbeitet werden. Dabei wurde die Herstellung von vier Kosmetikprodukten gezeigt: Lippenpflegestifte, eine Body-Butter auf der Basis von Bienenwachs und Olivenöl, eine Kamillen-Creme mit Honig sowie ein Honig-Haarshampoo. Von allen hergestellten Produkten bekamen die Teilnehmer kleine Probedöschen mit nach Hause, ebenso wie die entsprechenden Rezepturen sowie eine Zutatenliste mit Bezugsquellenangabe.

Auf Wiedersehen in Erlangen 2016

Zum Abschluss der Veranstaltung luden Klaus Becker im Namen des Bezirksvorsitzenden von Mittelfranken und Peter Maske  zum Bayerischen Imkertag 2015 nach Erlangen ein.